Die “frühen Reiche” in Myanmar (Geschichte Myanmars 2)

In den Jahrhunderten vor der Zeitenwende befand sich Myanmar in einem kulturellen Umbruch. Dörfer wuchsen zu befestigten Städten heran, die von Mauern aus gebrannten Ziegeln geschützt wurden. Die Gesellschaft wurde komplexer, die Landwirtschaft produktiver.

Über die frühen Reiche ist wenig bekannt. Die Mon waren in dieser Zeit die wichtigste Macht in der Region. Nach chinesischen und indischen Quellen kann das Siedlungsgebiet der Mon auf das Gebiet zwischen den heutigen Städten Moulmein and Pegu, an der Ostküste der Andamanensee, bestimmt werden. Die Hauptstadt war Thaton, eine geschäftige Hafenstadt, die Handel bis nach Südindien betrieb.

Viele Legenden ranken sich um den Ort: Er soll zu Lebzeiten Buddhas im 5. Jahrhundert v. u. Z. von König Siharaja gegründet worden sein. Die Gründung war der Beginn des ersten Königreiches der Mon, das Suvarnabhumi („Land des Goldes“) genannt wurde. Zweihundert Jahre später sollen in Thaton die Abgesandten des indischen Kaisers Ashoka gelandet sein, die den Theravada-Buddhismus nach Südostasien brachten.

Die indische Kultur wurde in Myanmar mit Interesse aufgenommen. Nicht nur die Mon, auch die Pyu übernahmen diese neuen Ideen, die sich mit den alten Sitten mischten. Neben dem Animismus der prähistorischen Zeit traten nun verschiedene Ausprägungen des Hinduismus und des Buddhismus. Schließlich setzte sich der Theravada-Buddhismus durch, der bis in die heutige Zeit die vorherrschende Glaubensrichtung in Myanmar ist (siehe Kapitel „Religion“).

Die indischen Leitbilder reichten sogar in die Stadtplanung. Um weltlichen Wohlstand zu gewährleisten, musste die Stadt nach den Göttern ausgerichtet werden. Typisch für diese Epoche war eine Vorliebe für das Ovale: Als Grundflächen wurden gerne abgerundete Rechtecke genutzt, Mauern waren rundlich und Tore elliptisch.

Mitte des 3. Jahrhunderts gerieten die Mon unter dem Einfluss von Funan, dem von Vietnam aus gelenkten Großreich. Diese Phase währte ungefähr 300 Jahre, bis Funan schwächer wurde und zerfiel. Die Mon-Stämme erlangten Unabhängigkeit und gründeten das Dvaravati-Reich, dessen Kernland das zentrale Thailand war. Dieser Zusammenschluss sollte ca. fünf Jahrhunderte bestehen bleiben.

Das zweite aufstrebende Volk in Myanmar waren die Pyu. Deren ersten Städte entstanden zwischen 400 v. u. Z. und dem 1. Jahrhundert. Über die Pyu ist wenig bekannt; sie hinterließen kaum schriftliche Zeugnisse. Die Forschung kann nur auf einige Steininschriften und auf die Aufzeichnungen der chinesischen Hofschreiber zurückgreifen.

Ab dem 5. Jahrhundert verließen die Bamar ihre angestammten Gebiete und wanderten am Ayeyarwaddy entlang in Richtung Süden. Sie übernahmen nach und nach Gebiete der Pyu, die durch Invasionen geschwächt waren. Der härteste Schlag traf die Pyu 823 bis 825: Angreifer aus dem chinesischen Yunnan besetzten die Hauptstadt Halin, nahmen 3.000 Menschen gefangen und sorgten für Chaos. Die Pyu waren nicht in der Lage, sich davon zu erholen; die Bamar konnten ungehindert auf ihr Gebiet vordringen und 849 die Stadt Bagan einnehmen.

Die Lebensweise der Eroberer änderte sich durch den Kontakt zu den Pyu. Sie lernten die buddhistische Religion und fortschrittliche Ackerbau-Techniken kennen.

Literatur:

Topich, William J.; Leitlich, Keith A.: The History of Myanmar. Santa Barbara, 2013.

Frasch, Tilman: Pagan – Stadt und Staat. Stuttgart, 1995.

http://www.seasite.niu.edu/burmese/cooler/Chapter_1/Chapter_2.html

 

Geschichte Myanmars, Teil 1: Frühgeschichte Myanmars
Geschichte Myanmars, Teil 3: Aufstieg und Fall Bagans


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