Die Gründung Singapurs (Geschichte Singapurs 1)

Singapur
Cricket-Club, Singapur.

Die Geschichte des modernen Singapurs begann vor knapp 200 Jahren. Sir Stamford Raffles, der im Auftrag der englischen Ostindien-Kompanie in Asien tätig war, handelte am 30. Januar 1819 ein Siedlungsrecht mit dem lokalen Herrscher aus. Die Engländer übernahmen das Gebiet und begannen mit dem Ausbau des Stützpunktes.

Vor dem Eintreffen der Briten war die Insel kaum bewohnt und mit tropischem Regenwald überzogen. Schätzungen gehen von ungefähr eintausend Einwohnern aus. Sie gehörten zu den Orang Laut, einem malayischen Seefahrervolk, dass dementsprechend stark auf das Meer ausgerichtet war und bei denen die Kultivierung des Landesinneren nur eine geringe Rolle spielte.

Auf der Insel fanden die Engländer Spuren einer früheren Kultur aus dem 14. Jahrhundert. In alten Zeiten wurde die Siedlung Temasek genannt, später Singapur. 

Mit einem Angriff der Thais im Jahre 1398 endet die frühe Periode der Geschichte Singapurs und die Insel geriet aus dem Blickfeld der politischen Mächte. Doch die geografische Lage sollte die Region in der Neuzeit wieder interessant machen. Sie ist ein potenzieller Verbindungspunkt der Seerouten von Europa und Indien nach Japan und China.

Die Insel liegt im äußersten Süden des malaysischen Festlandes. Die westlich davon gelegene Meeresstraße von Malakka war für den europäischen Seehandel seit dem 16. Jahrhundert strategisch wichtig. Im Südosten befindet sich der indonesische Archipel, mit begehrten Naturprodukten, wie dem Pfeffer.

Im 18. Jahrhundert wetteiferten vor allem die beiden großen Handelsgesellschaften die „British East India Company“ (EIC) und die niederländische „Vereenigde Oostindische Compagnie“ (VOC) um die Vorherrschaft in den südostasiatischen Handelsräumen. Aufgrund der Besetzung der Niederlande durch Napoleon verlor die VOC an Kraft den Engländern entgegen zu treten. Sie mussten die Gründung Singapurs akzeptieren und zogen sich aus Malaysia zurück.

Die Insel sollte den Engländern als Handelsstützpunkt dienen und war strikt darauf ausgerichtet. Es gab anfangs kein Hinterland, das Produkte und Lebensmittel liefern konnte. Die Nahrungsversorgung war zusätzlich erschwert, da die Topografie und die Regenverteilung für den Reisanbau hinderlich waren. Das bedeutete für die wachsende Siedlung, dass Nahrungsmittel importiert werden mussten.

Um die Attraktivität des Hafens zu erhöhen, wurde ein „free port status“ gewährt. Singapur wurde schnell zu einem wichtigen Handelsplatz und lockte Schiffe der anderen europäischen Mächte und chinesischen Dschunken an.

Es wurde nicht nur interkontinentaler Handel abgewickelt, sondern auch regionaler. Eine Vielzahl von Kaufleuten traf sich in der Hafenstadt – ob aus Siam oder Indonesien oder vom malayischen Seefahrervolk der Bugis. Singapur wurde schnell zu einem wichtigen Warenumtauschplatz: 1820/21 wurden ca. 98.000 Tonnen an Gütern umgeschlagen, 1865/66 waren es ca. 1.530.000 Tonnen.

Sir Raffles führte von Beginn an stadtplanerische Maßnahmen durch, um den optimalen Erfolg der Siedlung zu gewährleisten.

Raffles-Statue
Raffles-Statue. Wikimedia Commons, Calvin Teo.

Der Fluss nahm eine besondere Rolle ein, da er optimal geeignet war, den Güterstrom abzuwickeln. Ein Großteil der Handelswaren bestand aus sperrigen, günstigen Gütern, die von großen Schiffen an die Küste Singapurs geliefert wurden. Dort übernahmen kleine Transportschiffe die Waren und brachten sie durch die geschützten Gewässer des Flusses zu den Abnehmern, die die Waren weiterbearbeiteten, umverpackten und wieder exportierten. Dieser Lieferablauf war für die Planungen von Raffles von zentraler Bedeutung.

Der zweite wichtige Punkt in der Stadtplanung war das Mittel der ethnischen Segregation. Er teilte das Gebiet rund um den Fluss in vier Zonen:  Das nördliche Flussufer, mit dem gut zu verteidigenden Hügel, wurde zur administrativen Zone erklärt. Das südliche Flussufer, direkt neben dem Hafen, wurde den europäischen Händlern zugeteilt. Gleich daneben fanden sich die chinesischen Kaufleute. Die indischen Arbeiter und Händler mussten mit dem am weitesten vom Hafen gelegenen Flussufer vorlieb nehmen.

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Hier geht’s zu Teil 2 der Geschichte Singapurs: Lebensbedingungen des Prekariats in Singapur im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts

 



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