Religion in Myanmar

Mönch
Mönch mit Handy an der Shwezigon-Pagode in Nyaung-U (Foto: O. Aldirmaz)

In der frühen Periode Myanmars herrschte der Animismus vor (von lat. „anima“ – „Seele“, „Geist“, „Atem“). Unter diesem Sammelbegriff fallen Glaubenssysteme, die Geister oder „beseelte Dinge“ in den Mittelpunkt stellen. Viele animistische Religionen verfügen über drei unterschiedliche Arten von Geistern: Geister des Ahnen, Geister eines Ortes und Geister einer Naturerscheinung. Alle drei Formen finden sich auch in Myanmar.

Die Mon, als früheste Hochkultur des Landes, kam schon im 3. Jahrhundert v. u. Z. mit dem Theravada-Buddhismus in Kontakt. Diese Linie des Buddhismus ist besonders traditionell und sieht jeden Menschen selbst in der Eigenverantwortung, die Erlösung zu suchen und zu finden.

Ab dem 9. Jahrhundert wurden die Bamar in Myanmar zur führenden Macht. Auf ihre Wanderung durch verschiedene Regionen Chinas kamen sie mit den Mahayana-Buddhismus in Kontakt. Diese Glaubenslinie unterscheidet sich vom Theravada-Buddhismus dadurch, dass andere Menschen Hilfestellung bei der Suche nach Erlösung leisten können. In Myanmar übernahmen die Bamar die Religion der Mon, behielten aber einige Gebräuche des Mahayana-Buddhismus bei.

Der altüberlieferte Animismus überstand den Kontakt mit der Weltreligion – Geisterglaube und Buddhismus mischten sich. Noch heute nimmt der Animismus eine wichtige Stellung in der Gesellschaft ein. Die Geister werden „Nat“ (myanm. „Herr“) genannt und regeln in erster Linie den Alltag.

Nat-Figuren in Taunggyi.
Nat-Figuren in Taunggyi. (Foto: Wikimedia Commons, Hintha)

Es gibt zwei Arten von Nats: Die „kleineren“ Naturgeister und die wichtigeren „37 Nats“. Die Zahl 37 ist hier nicht wörtlich zu nehmen – im Verlaufe der Geschichte gab es über Hundert dieser Geister. Sie sollen historische Persönlichkeiten gewesen sein, die oftmals gewaltsam zu Tode kamen. Die Biografie der einzelnen Wesen, fließt bei den Kulten ein. So wird bei der Ehrung des lebendig verbrannten Mahagiri-Nat auf alles verzichtet, was an Feuer erinnern könnte. Im Zusammenhang mit den muslimischen Nats, die Taungbyon-Brüder, wird auf Schweinefleisch verzichtet.

Die Geister sind amoralisch. Doch sie können hilfreich sein und Haus und Dorf schützen. Sogar bei Prüfungen oder auf der Arbeit können sie eingreifen. Um den Nat wohlgesonnen zu halten, werden Opfergaben bereitet, die die unterschiedlichsten Formen annehmen können: Reis, Obst, Gemüse, Wasser, Figuren und Spielzeug sind dazu geeignet. Schwere Krankheiten und Katastrophen verlangen ausgeklügelte Rituale.

Den Nat zu Ehren werden Feste abgehalten, die nach Region und Geist unterschiedlich gestaltet werden. Bei einigen Feiern werden Trance-Tänze aufgeführt. Die Tänzerinnen versuchen sich in den Nat hineinzuversetzen und seine Lebensgeschichte nachzuvollziehen; teilweise scheinen sie sogar vom Geist besessen zu sein.

Die Vollmondnacht im Dezember ist ein besonders beliebter Zeitpunkt zum Feiern. An vielen Orten werden dann Feste abgehalten.

Der Buddhismus spielt im Alltag ebenfalls eine große Rolle. Viele Gläubige leben für einige Monate als Mönch oder Nonne im Kloster, um ihren Glauben zu vertiefen. Dieser Brauch hat einen positiven Effekt: Kloster sind ein Hort des Wissens und können so tief in die Bevölkerung hinein wirken. Myanmar hat daher für ein armes Land eine hohe Alphabetisierungsrate von über 80 Prozent.

Wer sein ganzes Leben dem Buddhismus widmen möchte, entscheidet sich zumeist zwischen dem 12. und 15. Lebensjahr für diesen Weg. Dem ersten Tag des Novizen kommt eine besondere Bedeutung zu. Die Familie lädt zu Feierlichkeiten ein und veranstaltet eine Prozession durch die Gemeinde.

Dann ist der Zeitpunkt des Novizen gekommen, seine weltlichen Gewänder ab- und die Mönchsrobe anzulegen. Sein Kopf wird gescherrt und mit Safran eingerieben. Er erhält die wenigen Gegenstände, die ein Mönch besitzen darf: Almosenschale, Matte, Schirm, Fächer, Rasiermesser, Nadel, Faden und ein Sieb zum Wasserfiltern. In einer Gruppe mit anderen Novizen tritt der junge Mönchsanwärter den Gang zum Kloster an.

Das Klosterleben ist klar strukturiert: Am Morgen soll für Nahrung gesorgt werden, der Nachmittag wird für Textstudium und Meditation genutzt.

Buddhistische Mönche leben im Zölibat und müssen strenge Regeln im Umgang mit Frauen beachten. Eine Berührung ist streng verboten, daher soll ein Abstand von 2 Schritten eingehalten werden.

Im Buddhismus gibt es auch Nonnen. Es heißt, dass Buddha zunächst skeptisch dieser Idee gegenüber stand, sich aber dann von seinem Lieblingsschüler Ananda dazu überreden ließ, Frauen-Orden anzuerkennen.

Literatur:

Ludwig, Klemens: Birma.  München, 200

Topich, William J.; Leitlich, Keith A.: The History of Myanmar. Santa Barbara, 2013.

Sarkisyanz, Manuel: Die Kulturen Kontinental-Südostasiens. Kempten, 1979.

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