Asiatische Werte

Konfuzius
Konfuzius (Foto: Wikimedia Commons, gemeinfrei)

Die Debatte um die asiatischen Werte entbrannte in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Sowjetunion war zerfallen und damit die politische Dominanz der westlichen Mächte offensichtlich. Dadurch schienen auch die Lebensweise und die Ideale von Amerikanern und Europäern gesiegt zu haben. Demokratie und Menschenrechte sollten in die Welt getragen werden. Die Clinton-Administration sah im Export der Demokratie einen von drei Grundpfeilern der amerikanischen Außenpolitik.

1993 drohten die USA den Chinesen aufgrund der Nichtbeachtung von Menschenrechten den Handelsstatus als „Most Favoured Nation“ abzuerkennen und Handelsauflagen zu erlassen. Damit war nicht nur das wirtschaftliche Wachstum in China gefährdet, sondern, durch die wechselseitigen Beziehungen, gleich der ökonomische Erfolg des gesamten asiatischen Wirtschaftsraumes.

Die Chinesen verteidigten ihr Verhalten: Premier Li Peng bestand darauf, dass Staaten ihr eigenes Menschenrechtskonzept definieren dürfen, indem verschiedene Sichtweisen und Prioritäten einfließen können.

Aus Südostasien erhielten sie Rückendeckung. Der malayische Premierminister Mahatir sah in den Menschenrechten ein Werkzeug der westlichen Mächte, um die asiatischen Länder zu zerrütten. Singapurs führender Politiker Lee Kuan Yew warnte die USA vor Nachteilen ihrer Politik und sprach sich gegen eine Vermischung von Menschenrechtsdebatte und Handelsentscheidungen aus.

Nach 1993 verlor die Wertedebatte an Schärfe, stoppte aber nicht. Einige asiatische Persönlichkeiten, wie der Dalai Lama und der indonesische Präsident Abdurrahman Wahid wiesen illiberale und anti-demokratische Elemente der vermeintlichen asiatischen Werte zurück.

Singapur bezog eindeutig Stellung. Lee Kuan Yew gesteht den westlichen Werten keine universelle Gültigkeit zu; andere Wertsysteme stehen gleichberechtigt daneben. Yew orientiert sich am konfuzianischen Denken, das stark hierarchisch orientiert ist.

Für ihn sind zwei Punkte von großer Wichtigkeit: ein starker Staat und eine starke Familiengemeinschaft. Ein Staat, der paternalistisch und nicht liberal aufgestellt ist, steht für Stärke und verleiht Stabilität. Die Familie ist die erste Gemeinschaft eines Menschen. Sie dient nicht nur der Versorgung, sondern auch der Sozialisation. Kinder lernen Formen des sozialen Umgangs kennen und ihren Platz in der Hierarchie einzunehmen. Neben diesen beiden Punkten sieht Yew noch einige andere untergeordnete Werte, wie Sparsamkeit, Disziplin und Arbeitseifer.



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