Singapurs Wirtschaftswunder (Geschichte Singapurs 4)

Singapur
Singapur (Foto: Wikimedia Commons, Social Services)

Die Wirtschaft Singapurs durchlief nach der Unabhängigkeit verschiedene Phasen: In den ersten Jahren lag der Schwerpunkt auf einer arbeitsintensiven Exportindustrialisierung, es folgte ein Strukturwandel zugunsten sach- und humankapitalintensiver Industrien. Am Ende der Entwicklung stand der Übergang zur wissensbasierten Ökonomie.

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts war die Industrie Singapurs hauptsächlich auf Rohstoffverarbeitung, wie die von Kautschuk, ausgerichtet.

Ende der 70er Jahre verabschiedete der Nationale Lohnrat, eine staatliche Organisation mit Vertretern der Arbeitgeber, der Gewerkschaften und der Regierung, extreme Lohnerhöhungen. Steigerungen von 20 % und mehr sollten dafür sorgen, dass Unternehmen die Effizienz steigern mussten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Es sollte nicht mehr die billige Massenware hergestellt werden, sondern hochwertige Produkte. Um das Ziel zu erreichen, wurden Ausbildungseinrichtungen geschaffen und das deutsche Handwerksmeister-System übernommen.

Innerhalb von wenigen Jahren gelang der Wandel hin zum Hightechland. Die Industrie spezialisierte sich auf den Elektronikbereich. Aus diesem Feld stammen heute ca. 50 % der Exporte Singapurs.

Um die Industrien, die auf den Wirtschaftsfaktoren Arbeit und Boden fußen, nicht vollständig aus der Hand geben zu müssen, kooperiert Singapur mit den benachbarten indonesischen und malaysischen Regionen. Die Partner liefern Landflächen und günstige Arbeitskräfte, Singapur liefert Know-how, eine gute Infrastruktur und Kapital.

Nach der Rezession 1985 entstand die Idee, Singapur in ein „Total Business Center“ umzuwandeln. Dazu sollten intelligente Produktion und Dienstleistungen weiter ausgebaut werden und vor allem dem asiatischen Markt zur Verfügung gestellt werden.

Der Finanzsektor wurde gefördert. Am Anfang der 90er Jahre befanden sich über 300 Finanzinstitute und Banken im Stadtstaat.

Im Verlaufe der Jahre ist der Dienstleistungssektor für die Wirtschaft Singapurs der wichtigste Faktor geworden. Im Jahre 2010 betrug das Bruttoinlandsprodukt 303 Milliarden S$. Davon wurden 193 Mrd. S$ von den Dienstleistungsbetrieben erwirtschaftet. Der Bereich Business Service hat mittlerweile mit 40 Mrd. S$ den Finanzbetrieb mit 34 Mrd. S$ übertroffen.

Die internationale Anbindung wurde verbessert. 1981 wurde der Flughafen Changi eröffnet. Er wurde auf Komfort ausgerichtet: Kostenloses Internet, Lounges mit Koi-Karpfen-Becken und Sesselecken mit Fußballübertragungen auf Großbildleinwand dienen den Passagieren, um die Wartezeit vor dem Boarding zu überbrücken. Der Flughafen gehört mit einer jährlichen Passagierzahl von ca. 42 Millionen zu den größten der Welt. Das ist in etwa vergleichbar mit den anderen beiden großen internationalen Flughäfen der Region, Bangkok und Jakarta.

Die nationale Fluggesellschaft Singapore Airlines wurde durch die günstigen Rahmenbedingungen Singapurs gefördert und konnte sich gegenüber der starken asiatischen Konkurrenz behaupten. Eine aggressive Preisstrategie und die Förderung von Stop-over-Programmen halfen dem Changi Airport, sich als Drehkreuz für Südostasien zu etablieren.

In der traditionellen Domäne, dem Seehandel, konnte Singapur seine wichtige Position festigen. Mitte des 20. Jahrhunderts revolutionierte eine prozesstechnische Neuerung den Seetransport: Frachtschiffe transportieren ihre Waren nun in genormten Containern. Dadurch konnte das Laden und Löschen komplett automatisiert werden. Die Arbeitsprozesse sind schlank gehalten, beispielsweise können Lastkraftwagen papierlos die Ladung zum Weitertransport aufnehmen. Durch dieses Verfahren können 700 Lkw in der Stunde abgefertigt werden.

Im Jahr 2010 wurden insgesamt 27,62 Millionen Standard-Container-Einheiten (TEU) im Hafen abgewickelt. Zusätzlich wurden 1,2 Millionen Kühlschiff-TEU verladen. Damit ist Singapur mit Schanghai der größte Hafen der Welt.

Der Stadtstaat verfügt über den drittgrößten Ölhafen der Welt. Internationale  Öl-Konzerne wurden durch finanzielle Beihilfen geködert. Die Raffinerien sind ein wichtiger Faktor am wirtschaftlichen Erfolg Singapurs.

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Pallarz, Karl-Heinz: Die höfliche asiatische Härte. München, 1993.

Hier geht es zu Teil 3: Singapurs Unabhängigkeit – das große Aufräumen

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