Die Tempel von Agrigento

Dies ist ein alter Artikel aus dem Vorgänger-Blog.

Herkulestempel
Herkulestempel

Im Verlaufe des 8. Jahrhunderts vor Christus wurde Sizilien von den Griechen kolonisiert. Auf der Insel siedelten zu dieser Zeit schon andere Völker: Die Sikaner, die Elymer, die Sikuler und sogar die Phönizier (Karthager) lebten hier. Doch die griechischen Städte wuchsen schnell und konnten die anderen Ansiedlungen in ihrer Bedeutung übertreffen.

Im heutigen Agrigento kann man besonders eindrucksvolle Reste der griechischen Kultur sehen. Dort können in einem archäologischen Park die Tempel der Stadt Akragas besichtigt werden, die 1997 zum Weltkulturerbe erklärt wurden.

Akragas wurde 582 v. Chr. durch Einwanderer aus Gela, Rhodos und Kreta gegründet. Den Legenden nach war der Gründer prominent. Ein Mythos sieht Akragante, die Tochter des Zeus, als Gründerin, eine andere Geschichte berichtet von Daidalos, der nach seiner Flucht von Kreta die Stadt gegründet haben soll.

Die griechischen Tempel waren keine Versammlungsräume für die Gemeinde, wie wir das in den christlichen Kirchen kennen. Sie waren eher „Wohnungen der Götter“. Der Kernbau des Tempels wird „naos“ genannt ; das Wort leitet sich vom altgriechischen „naiein“ ab, das „wohnen“ bedeutet.

In der frühen Phase wurden die Tempel aus Holz gebaut, doch mit der Zeit setzte sich die Steinbauweise durch. Die griechischen Tempel unterteilen sich in drei Stilrichtungen: die dorische, die ionische und die korinthische Ordnung. In Sizilien wurde in erster Linie der dorische Baustil genutzt. Am einfachsten lassen sich die verschiedenen Stile an den Säulen unterscheiden.

Säulenkunde

In Akragas wurden 11 große Tempel gefunden. Doch nicht alle sind ausgegraben oder rekonstruiert. Beispielsweise der Alte Zeus-Tempel wurde von der normannischen Kathedrale überbaut.

Die heutigen Namen der Tempel sind oft willkürlich, denn oft wurden keine Hinweise gefunden, welchem Gott das Gebäude geweiht war. In Agrigent führen die Tempel daher zwei Namen: einen Großbuchstaben als neutrale, nüchterne Bezeichnung und die für die Besucher schönere Benennung nach einem Gott (z.B. Demeter, Concordia, Asklepios).

Ein besonderer Blickfang der Ausgrabungsstätte ist der Zeus-Tempel, auch Olympeion genannt. Der Wunsch, die Tempel im Heimatland zu übertreffen führte zu diesem speziellen Bau, der mit gigantischen 52,7 x 110 Meter der größte dorische Tempel war.

Modell des Olympeion
Modell des Olympeion

Doch nicht nur die Ausmaße waren beeindruckend, sondern auch die Bauelemente. Zwischen den Säulen hielten 38 nackte Atlanten das Gebälk.

Olympeion
Atlas des Olympeion

Das imposante Gebäude konnte andere Architekten aber nicht inspirieren. Für die das Schöne liebenden Griechen aus dem Mutterland verletzte das Gebäude den guten Stil – es schien barbarisch. Harmonie war entscheidend und kleinste Verletzungen wurden wahrgenommen. Das vielleicht bekannteste Beispiel für die Sensibilität der Griechen in diesen Dingen ist der Dorische Eckkonflikt. Auf den werde ich eingehen, wenn ich über Selinunt schreibe.

Schreibe einen Kommentar

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.