Myanmar im 15. Jahrhundert: die ersten Europäer kommen (Geschichte Myanmars 5)

Im 15. Jahrhundert war Myanmar in Europa beinahe unbekannt. Der erste europäische Reisende in das ferne Land war der venezianische Abenteurer Nicolò de‘ Conti (1395-1469). Eine 25jährige Reise führte ihn von Arabien bis nach Vietnam. Die Aufzeichnungen seiner Erlebnisse sind nicht systematisch. De‘ Conti erzählte knapp von Flora und Fauna des Landes und ging auf exotische Begebenheiten ein: recht ausführlich berichtet er vom Intimschmuck der Männer und vom Fangen von Elefanten.

Ab dem 16. Jahrhundert begann Portugal in Südostasien Kolonien aufzubauen. Sie konzentrierten sich vor allem auf das strategisch günstig liegende Malakka in Malaysia und auf die Gewürzinseln der Molukken. Kurze Zeit später folgten die Spanier mit ihrer philippischen Kolonie. Die Niederländer erreichten gegen Ende des 16. Jahrhunderts Südostasien.

Mit den zahlreicher werdenden Kolonialsiedlungen, fanden immer mehr europäische Reisende den Weg nach Myanmar.

Eine erstaunliche Karriere gelang dem portugiesischen Abenteurer Filipe de Brito e Nicote. Wie viele Glücksritter seiner Zeit setzte er nach Asien über und probierte als Kohle- und Salzhändler Reichtum zu erlangen.

Doch er jagte nicht alleine dem finanziellen Wohlstand hinterher. Nachdem er in Asien Fuß gefasst hatte, versuchte er, im gesellschaftlichen Gefüge seines Gastlandes aufzusteigen, um der portugiesischen Krone treu dienen zu können. Dazu trat er in die Dienste von Min Razagri, dem König von Arakan, ein, der im westlichen Myanmar herrschte.

Die Portugiesen waren aufgrund der fortschrittlichen Kriegstechnik in den südostasiatischen Armeen äußerst willkommen. Mit einigen Landsmännern nahm de Brito an Feldzügen gegen das schwächelnde Pegu teil. Die Hauptstadt konnte eingenommen werden und Min Razagri belohnte seine europäischen Söldner mit dem Hafenstädchen Syriam, dass am gegenüberliegenden Flussufer der heutigen Stadt Yangon liegt.



De Brito erhielt die Erlaubnis des Königs ein Zollhaus an der Flussmündung in Syriam zu errichten. Durch die günstige Lage war damit eine gute Einnahmequelle erschlossen. In portugiesischer Kolonialtradition begann de Brito, den Stützpunkt zu einem Fort auszubauen.

Innerhalb einiger Jahre konnte er in Zusammenarbeit mit dem im indischen Goa stationierten portugiesischen Vizekönig seine Machtposition stärken. Er ging verschiedene Bündnisse ein und konnte bei einigen Mon einen guten Ruf erwerben. Min Razagri allerdings war verärgert, brach mit seinem ehemaligen Untergebenen und attackierte vergeblich den Stützpunkt des Europäers.

De Brito wurde 1602 von Portugal zum „König von Pegu“ ernannt. 1607 sandte er seinen ältesten Sohn zum König von Arakan. Doch der Monarch nutzte die Gelegenheit sich an seinem Widersacher zu rächen und ermordete dessen Sprössling – und 600 weitere Portugiesen.

Sein Ende fand der Abenteurer aus einer anderen Richtung. Einige Herrscher in Myanmar trachteten nach der Wiedervereinigung des Landes. Da störte der europäische Eindringling. Der König von Ava griff mit 120.000 Soldaten das Fort in Syriam an. Aufgrund des Mangels an schweren Geschützen schienen die Portugiesen in der Lage, dem Ansturm standzuhalten. Doch nun rächte es sich, dass sie die einheimischen Bewohner der Stadt mit Tempelplündereien und Zwangskonvertierungen verärgert hatten. Durch den Verrat eines Mon-Anführers gelang es den Belagerern nach 34 Tagen die Festung einzunehmen. Der König von Ava ließ de Brito wie einen Kriminellen pfählen – der Todeskampf soll zwei Tage gedauert haben.

Literatur:

Breazeale, Kennan: Editorial Introduction to Nicolò de’ Conti’s Account. In: SOAS Bulletin of Burma Research, Vol. 2, No. 2, 2004.

Socarras , Cayetano J.: The Portuguese in Lower Burma: Filipe de Brito de Nicote. Luso-Brazilian Review, Vol. 3, No. 2 (Winter, 1966).17

 

Geschichte Myanmars, Teil 4: Die Königreiche Pegu und Ava 
Geschichte Myanmars, Teil 6: Die Toungoo-Dynastie

Schreibe einen Kommentar

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.