Die Phaulkon-Affäre (Geschichte Thailands 5)

1675 erreichte der griechische Abenteurer Konstantinos Gerakis, genannt Phaulkon, der als Dolmetscher bei der East India Company angeheuert hatte, Ayutthaya. Innerhalb von kurzer Zeit gelang es Phaulkon, die Beachtung des siamesischen Königs Narai zu gewinnen und bei Hofe angestellt zu werden. Er stieg in der Hierarchie auf und wurde zum stellvertretenden Leiter des Außenhandelsministeriums. Damit wurde er Mitglied im royalen, exekutiven Rat, der zu Zeiten der häufigen Abwesenheiten des Königs, das wichtigste Machtzentrum war.

Phaulkon stand in Kontakt mit den Jesuiten. Im Jahre 1682 überzeugten ihn diese, seinem protestantischen Glauben abzuschwören und zum Katholizismus zu konvertieren.

Constantin Phaulkon
Constantin Phaulkon (Foto: Wikimedia Commons)

Über Phaulkon wurde versucht, den König in konfessionellen Fragen zu beeinflussen. Doch das Vorhaben musste scheitern: Die Europäer verstanden nicht, dass der siamesische Thron eng mit der hinduistisch-buddhistischen Mythologie verknüpft war. Die Herrscher schmückten sich mit den klassischen religiösen Titeln „Bodhisattva“ oder „Chakravartin“ und der Glaube war fest in der Bevölkerung verankert.

König Narai starb im Jahre 1688; damit fehlte die zusammenhaltende Macht am siamesischen Hof. Die Elite misstraute dem Europäer Phaulkon, der von den Franzosen und den Jesuiten unterstützt wurde; sie befürchteten einen militärischen Eingriff der französischen Streitmacht. Es folgte eine Palastrevolution. Phetracha, ein entfernter Verwandter von Narai, wurde zum König ausgerufen. Phaulkon wurde gefangen genommen und hingerichtet.

Die neuen Machthaber riegelten das Land gegen den westlichen Einfluss ab. Die Kontakte zu den europäischen Königshäusern wurden eingestellt.

Die Siamesen blieben gegenüber fremden Religionen tolerant und erlaubten weiterhin die Anwesenheit von Missionaren auf ihrem Territorium. Doch die Kirchenmänner waren durch die weggebrochenen Verbindungen und Kontakte noch weniger in der Lage, ihren Glauben zu verbreiten.

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Hier geht’s zu Teil 4 – Die ersten Europäer in Siam
Teil 6 – Die Zerstörung Ayutthayas

 


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