Bangkok, „die Stadt der Engel“ (Thailands Geschichte 8)

Bangkok, Grand Palace
Bangkok, Grand Palace

Eine der ersten Amtshandlungen von Rama I. war die Umverlegung der Hauptstadt. Thonburi lag am westlichen Ufer des Chao Phraya Flusses und hatte dadurch mehrere Nachteile: Es gab Probleme mit der Bodenerosion und der Ort war schlecht gegen Angriffe aus Myanmar geschützt. Daher zog die Administration nur ein kurzes Stück weiter an das Ostufer.

Karte
Thonburi und Bangkok, 1782. Das Gebiet östlich des Flusses wird als Rattanakosin bezeichnet. (Foto: Wikimedia Commons, Paul_012, abgeändert)

Dort lag das Dörfchen Bangkok, das übersetzt soviel wie Olivendorf bedeutet. Die Ortschaft war überwiegend von chinesischen Fischern und Händlern bewohnt, die in das heutige Chinatown umgesiedelt wurden.


Die neue Hauptstadt wurde Gkrung-Thèep genannt: die Stadt der Engel. Die Thais bezeichnen ihre Metropole heute noch mit diesem Namen.

Die neue Hauptstadt bedurfte vieler Baumaßnahmen. Tempelanlagen und Palastgebäude waren die größten Herausforderungen. Auf dem Gelände des „Großen Palastes“ wurde einer der schönsten Tempel errichtet: der Wat Phra Kaeo.

Hier ist heute noch der sogenannte Smaragd-Buddha untergebracht. Diese aus Jade kunstvoll hergestellte Statuette hatte eine besondere religiöse Bedeutung. Umso älter eine Buddha-Statue ist, desto größer werden seine Kräfte eingeschätzt – und dieses Bildnis galt als außergewöhnlich alt und ehrwürdig. Der Legende nach wurde die Figur vom indischen Asketen Nagasena vor ca. 2000 Jahren erschaffen. Laut den Chroniken hatte der Smaragd-Buddha in den nachfolgenden Jahrhunderten viele Aufenthaltsorte: seine Reise ging von Sri Lanka nach Myanmar, Kambodscha und Lan Na. Zwischendurch verschwand er aus dem Blickfeld, da er hinter Stuck in einem Tempel in Chiang Rai versteckt war. Laut einer Erzählung wurde er 1434 wiederentdeckt, als ein Blitz in einer Stupa einschlug und die Statue wieder zum Vorschein brachte. Anschließend nahmen die Laoten die Figur nach Vientiane. Dort konnte sie der spätere König Rama I. – damals noch General – sichern und zu Taksin nach Thonburi zurück bringen.

Als Rama I. seine neue Hauptstadt baute, holte er die Statue sofort herüber. Mit diesem außergewöhnlichen Artefakt konnte er seine Herrschaft festigen und gleichzeitig seine Ansprüche auf Lan Na und Laos aufzeigen.


Die Wirtschaftspolitik ähnelte der Thonburi-Ära. Bangkok wurde zu einem internationalen Handelshafen. Die chinesischen Händler nahmen auch in dieser Zeit eine wichtige Rolle im Warenverkehr ein. Durch Steuervorteile wurden weitere Kaufleute ins Land gelockt. Ab den 1820er-Jahren begannen die chinesischen Einwanderer in den Provinzen Thailands Pfeffer und Zuckerrohr anzubauen.

Die Regierung investierte in den Ausbau von Kanälen. Ursprünglich wurden sie aus militärischen Gründen angelegt, doch schnell nutzten die Händler die Wasserstraßen, die optimal zum Transport von Gütern in das Hinterland von Bangkok geeignet waren.

Von 1809 bis 1824 regierte Rama II., der Sohn des vorigen Königs, in Siam. Die Regierungszeit verlief friedlich und es mussten keine größeren Konflikte mit den Nachbarstaaten gelöst werden. Siam öffnete sich wieder den westlichen Mächten. Briten und Amerikaner sandten Missionare und Kaufleute.

Smaragd-Buddha
Smaragd-Buddha

Um 1820 brach eine Cholera-Epedemie im Land aus. Einigen Quellen zufolge kostete die Seuche einem Fünftel der Bevölkerung das Leben. In der Not wurden religiöse Mittel beschworen – der Smaragd-Buddha wurde durch Bangkok getragen, in der Hoffnung auf seine reinigende Kraft.  Doch Thailand wurde von weiteren Seuchenwellen getroffen. Erst als amerikanische Missionare um 1838 die Menschen zu impfen begannen, konnten die Krankheiten eingedämmt werden. Seit dieser Zeit werden Missionare als „in Religion unterrichtende Ärzte“ bezeichnet.

Literatur (mit Amazon-Affiliate-Links):

Hier geht es zu Teil 7: Thaksin und das wiederestarkte Siam
Teil 9: Thailand im 19. Jahrhundert

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